Baha’u’llah, der Stifter des Baha’itum, schied in den frühen Morgenstunden des 29. Mai 1892 im Alter von 74 Jahren hin. Die meiste Zeit verbrachte Er, geboren als Sohn eines adeligen Ministers des persischen Königshofs, in Armut und Gefangenschaft. Kerkerhaft, mehrfache Verbannungen, unzählige Anfeindungen und Angriffe bis hin zum Versuch, Ihn mit einem Gift zu ermorden, musste Er in den 40 Jahren seines Wirkens erdulden. In jener Nacht vor 121 Jahren verabschiedete Er sich nun von Seiner Familie und Seinen treuen Anhängern.
Wenige Monate zuvor hatte Er Sein letztes großes Werk vollendet, den Brief an den Sohn des Wolfes. Dieses, vorallem in Persisch verfasste Buch eröffnet Baha’u’llah mit einer Lobpreisung Gottes, „dem Ewigen, Der nie vergeht“. In den insgesamt 269 Abschnitten fasst Er dann die wichtigsten Seiner Lehren zusammen, zitiert aus Seinen früheren Schriften, u.a. aus den Sendschreiben an Königin Victoria vom Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland, an Napoléon III. von Frankreich, an den Zaren Alexander II. des Russischen Reiches und an Nāser al-Dīn Schah von Persien. Seine Botschaften kreisen dabei immer wieder um das eine große Thema: Die Einheit der Menschheit und der Weg hin zu ihrer praktischen Verwirklichung. Der Aussöhnung der Religionen misst Er dabei eine wichtige Rolle zu. So schreibt Baha’u’llah:
„Daß es den verschiedenen Gemeinschaften und den mannigfachen Glaubensrichtungen auf der Erde nie gestattet sein sollte, Gefühle der Feindschaft unter den Menschen zu nähren, gehört an diesem Tage zum Wesen des Glaubens Gottes und zu Seiner Religion. Diese Grundsätze und Gesetze, diese festgefügten und mächtigen Glaubenssysteme gingen alle aus einer Quelle hervor und sind die Strahlen eines Lichtes. Wenn sie sich voneinander unterscheiden, so ist dies den wechselnden Erfordernissen der Zeitalter zuzuschreiben, in denen sie verkündet wurden. […] Gürte deine Lenden, o Volk Bahás, und bemühe dich, daß sich vielleicht der Lärm religiösen Haders und Streites, der die Völker der Erde beunruhigt, lege und keine Spur davon mehr übrig bleibe. Um der Liebe zu Gott und Seinen Dienern willen erhebt euch, diese erhabene, folgenreiche Offenbarung zu unterstützen. Religiöser Fanatismus und Haß sind ein weltverzehrendes Feuer, dessen Gewalt niemand zu dämpfen vermag. Nur die Hand Göttlicher Macht kann die Menschheit von dieser verheerenden Plage befreien. “ (Brief an den Sohn des Wolfes, §18-19)
Weltweit wird heute Nacht dieser Heilige Tag unter den Baha’i begangen. Um 3 Uhr treffen auch wir uns in Greifwald, um Gebete zu sprechen, in den Schriften zu lesen und des Hinscheidens Baha’u’llahs zu gedenken. Interessierte können sich telefonisch melden unter 03834/838037.